Sachsen-Anhalt

Halle (Saale) wird der Standort des geplanten Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation mit einer Gesamtinvestitionssumme von 200 Millionen Euro.

Klingt gut, oder?

Nicht wirklich, denn als Standort hat man sich ausgerechnet die wichtigste Verkehrsader der Stadt ausgewählt.

Endlich! Endlich wird in Halle nicht einfach nur repariert oder instand gehalten – nein, wir reißen jetzt erst einmal ab! Die Brücke am Riebeckplatz. Warum? Na klar, für ein Zukunftszentrum! Was das ist? Gute Frage. Wissen wir noch nicht so genau. Aber wer braucht schon ein Konzept, wenn man eine Vision hat – und einen Abrissbagger.

Während in ganz Deutschland Brücken zerbröseln wie altes Schwarzbrot und ganze Landstriche auf marode Infrastruktur hoffen, zeigt Halle: Zukunft heißt Mut. Mut zur Lücke. Zur Verkehrslücke. Und zur Logiklücke.

Dabei sagt selbst der damalige Erbauer, Herr Halle persönlich, die Brücke müsste frühestens im Jahr 2042 saniert werden. Aber warum auf Fachverstand hören, wenn man auch einfach betonharte Tatsachen ignorieren kann? Gegen den Willen von über 90 % der Bürger, versteht sich – aber hey, echte Zukunftsprojekte brauchen keine Demokratie. Nur Fördermittel und medienwirksame Renderbilder.

Statt die Brücke zu erhalten und das Zukunftszentrum beispielsweise sinnvoll im leerstehenden Kaufhof oder an einem der vielen brachliegenden, besser angebundenen Orte unterzubringen, wird lieber die halbe Stadt in ein Verkehrschaos gestürzt. Drei Spuren? Pfff, wozu. Wir sind hier nicht im Autoland Deutschland. Wir sind in Halle – der neuen Hauptstadt des visionären Stillstands.

Und falls Sie sich Sorgen um die Kosten machen: Keine Panik. Die werden sowieso nicht gehalten. Aber das ist bei Prestigeprojekten ja fast schon Teil des Konzepts. Wer heute noch mit Haushaltsdisziplin kommt, hat das 21. Jahrhundert offensichtlich nicht verstanden.

Also: Danke, Halle. Danke für diesen mutigen Schritt ins Ungewisse. Möge die Zukunft, die ihr hier baut, wenigstens eine Spur hinterlassen – auf der wir dann jeden Tag im Stau stehen dürfen.

Bündnis Deutschland fordert: Schluss mit teuren Prestigeprojekten. Steuermittel müssen in sinnvolle Investitionen fließen, sei es Bildung, Forschung, Verkehr oder Wirtschaft.